Überwachung und Gaslighting als Indikatoren für toxische heterosexuelle Beziehungen
Was wir aus der Forschung über Femizide lernen können.
Aktuell arbeite ich mit einer Klasse zur Literaturgeschichte des Femizids. Zur Vorbereitung haben wir uns mit dem Femizid-Begriff auseinandergesetzt und insbesondere auch das Stufenmodell von Monckton-Smith angeschaut. Die Kriminologin hat Femizide untersucht, also Morde von Männern an Frauen in heterosexuellen Beziehungen. Dabei konnte sie zeigen, dass Femizide nicht nur meist geplant sind und selten im Affekt erfolgen, sondern sich aus einem stufenförmigen Ablauf ergeben.
In der Diskussion mit der Klasse hat sich gezeigt, dass besonders eine Einsicht ganz wichtig für die Prävention ist: Männer, die zu Gewalt in Beziehungen neigen, senden schon früh Signale aus. Diese bestehen in:
übertriebenen Liebesbekundungen
Überwachung der Partnerin, insbesondere übers Handy
Isolation der Partnerin, indem Männer sich wünschen, dass sie sich nicht mit anderen Männern oder Freundinnen trifft
Gaslighting, also Tricks, mit denen die Wahrnehmung der Frau manipuliert werden soll (das Betrifft auch Überwachung und Isolation, die als Fürsorge und Schutz verkauft werden, obwohl es um Kontrolle geht).
Sobald die Frau merkt, wie kontrollierend und übergriffig diese Handlungen sind, passiert etwas für sie Gefährliches: Wehrt sie sich, dann ist das ein Trigger, der physische Gewalt nach sich ziehen kann, im schlimmsten Fall also in einem Mord enden kann. Selbstverständlich ist das weder ein Grund, sich nicht zu wehren, noch die Schuld der Frau – es ist Teil einer hochproblematischen Dynamik, in der sich Männer einreden, Frauen kontrollieren zu müssen, wenn sie mit ihnen eine Beziehung führen.
Was hilft? Sinnvoll wäre, Überwachung und Isolation konsequent als Übergriff darzustellen – im Alltag, in Medien, in Serien und anderen Erzählungen. Diese toxischen Beziehungsmuster dürfen nicht als liebevolle Handlungen normalisiert werden – nur dann können sich Frauen auch in frühen Stadien von Beziehungen davon distanzieren und sich gegebenenfalls trennen, bevor sich solche Übergriffe eingeschlichen haben.
Was auch helfen würde: Wenn Frauen neue Beziehungen haben und sich nicht mehr bei Freund*innen melden, Treffen absagen etc.: Nicht automatisch davon ausgehen, die Frau versinke gerade in einer Liebesbeziehung, sondern sich die Frage stellen, ob sie vielleicht daran gehindert wird, Kontakte weiter zu pflegen – und ihr Angebote machen, mit welchen die Beziehung erhalten werden kann.